Vater und Sohn lachen in Kamera essen Eis

Elternzeit als Dad nehmen – ja oder nein?

Direkt vorweg – ja natürlich, bitte liebe Dads, tut es!

Aber ob es sinnvoll ist, als Papa Elternzeit zu nehmen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter persönliche, familiäre und berufliche Umstände.

Ein sehr spannender Punkt, den ich vorab darstellen möchte, ist die Neuroplastizität unseres Gehirns – es geht hier darum, dass man lernen kann Eltern zu sein, wofür die Elternzeit super geeignet ist. Denn: es ist weniger der Instinkt, der uns zeigt, wie wir mit unseren Kindern umgehen, sondern die Fähigkeit des Gehirns Struktur und Funktion sich in Anpassung an die Umweltveränderungen zu verändern. Hierzu möglicherweise ein extra Blog-Beitrag.

Neben dem Aspekt, dass man von Anfang an mehr Zeit hat eine enge und starke Bindung zu seinem Kind aufzubauen und die Bedürfnisse des Neugeborenen kennenzulernen und zugleich noch der Partnerin wichtige Unterstützung in den ersten Wochen nach Geburt (dem sog. Wochenbett) zu sein, ist für viele Dads der Faktor „Beruf“ immer noch sehr wichtig (immer noch arbeiten lediglich 7,6 % aller berufstätigen Männer in Teilzeit), diesen mit der neuen Situation in Einklang zu bringen.

 Deshalb geht es in diesem Beitrag ausschließlich um das Thema „Elternzeit als Karriere-Killer?“

Viele fragen sich, „bremst mich Elternzeit in meinem Job aus?“

Hier sind erneut einige Faktoren zu beachten bzw. für jeden individuell Priorität, wie der Bereich, in dem man arbeitet, das Gehalt, die flexiblen Arbeitszeiten, die Unternehmenskultur, etc.

Auf die vorangegangene Frage einzugehen, möchte ich einerseits „dadmag.de“ in einem Beitrag zitieren und andererseits eigene Erfahrungen teilen.

Dadmag.de beschreibt am 03.04.2024, dass Fachleute das Gegenteil betonen (in Bezug auf die Eingangsfrage „bremst mich…?“): „Die Erfahrung des Vaterwerdens fördert einen persönlichen Reifeprozess und führt zu einem beträchtlichen Zuwachs an sozialen Fähigkeiten und Führungskompetenzen. Dr. Stephanie Robben-Beyer aus Dillenburg, eine erfahrene Executive-Coach und selbst dreifache Mutter, bestätigt dies. Als Expertin für die Übertragung erfolgreicher Prinzipien aus dem Familienalltag in die Führungskultur von Unternehmen unterstützt sie Führungskräfte und Unternehmen in diesem Prozess. Die These der Expertin wird auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt. Laut der Studie "Elternkompetenzen & Arbeit", die vom Work-Family-Institut in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main durchgeführt wurde, berichteten 37 Prozent der Teilnehmer, dass ihre Elternkompetenzen ihnen Vorteile am Arbeitsplatz verschaffen. Darüber hinaus kann die Entscheidung, längere Zeit in Elternzeit zu gehen, den Erwerb neuer Kompetenzen beschleunigen. Robben-Beyer erklärt: ‚In dieser intensiven Zeit mit dem Kind lernen Väter all das, was eine moderne Führungskraft heute können muss.‘ “

Als ehemaliger Stationsleiter einer jugendpsychiatrischen Therapiestation mit ca. 18 Vollzeitstellen kann ich behaupten, dass meine Leadership-Skills vor Geburt meiner Jungs weniger ausgeprägt waren als einige Zeit nach Geburt. Das klingt erstmal etwas polemisch. Ich möchte deshalb betonen, dies sind meine persönlichen Eindrücke meiner eigenen Erkenntnisse und sollen nicht pauschal auf andere (kinderlose) Arbeitnehmer bzw. Führungspositionen übertragen werden.

Beispielsweise half mir die Zeit mit meinen Kindern in Elternzeit v.a. in den Themen Zeitmanagement, Terminkoordination, Kommunikation und Stressmanagement zu wachsen. Da ist meiner Meinung nach alles theoretisches Wissen aus Ausbildung und Beruf ausschließlich banales Grundwissen. Jeder weiß, wenn man Dinge immer wieder und wieder praktisch anwendet – und in der Elternzeit hat man keine Wahl (und das ist auch gut so!) – gehen sie schnell in Fleisch und Blut über. Natürlich wächst man daran auch in seinem kinderlosen Berufsalltag, jedoch gelang es für mich in viel komprimierterer Zeit diese Kompetenzen weiter- bzw. überhaupt aufzubauen.

Auch ein wichtiger Punkt für mich ist und war: Verantwortung zu übernehmen, dadurch Sicherheit zu gewinnen, eigene Entscheidungen treffen zu können (ob falsch oder richtig sei dahingestellt, man kann nur an Erfahrung gewinnen) und aus diesem Dreiklang ein selbstbewusster und authentischer Dad zu werden.

Also: ob man Elternzeit nimmt oder nicht, hängt meines Erachtens hauptsächlich davon ab, wie die eigene Einstellung und das gemeinsame Commitment mit der Partnerin im Vorfeld zur Familiengründung aussieht, was einem wichtig ist und guttut. Nichtsdestotrotz helfen einem auch einige Daten und Fakten im Vorfeld zu kennen, um dies in die eigene Entscheidung und Diskussion mit seiner Frau einzubringen.

 

Euer Ray – Dad sein rockt!

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